Taube und Elster

Ein Vöglein zieht im Wind.
Blätter, Wald, Geäst;
die Taube hat’s gehört.
Sie ist fett und blind.

Wiegt sich auf den höchsten Zweigen.
Eine Grünfinkenbande erwacht
vom lustigen Schweigen.

Im Kreisgewirr zerschmettert,
fliegen sie auseinander.
Eine Elster im Anflug wettert.

Die Taube wiegt auf dem Aste nun.
Was sie hörte?
Die Elster sah durchs Fenster das grausame Tun.

Hier köpfte bei Kerzenschein das Männlein seine Frau.
Unbemerkt blieb am Fenster die Vogelschau.

Die dicke Taube aber
saß auf dem Aste feste.
Und sah nicht des Fräuleins
zerlegte Reste.

(Thomas Heinze, 2015)

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